EU-Projekt:
Bürger aus den Benelux-Staaten
als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
 

Ausstellungseröffnung in St. Vith, Belgien

 

Vom 7. Oktober bis zum 6. November stand die Ausstellung im Museum des ostbelgischen St. Vith. Damit konnte sie nach Leuven zum zweiten Male in Belgien aufgestellt werden. Die Finissage der Ausstellung fand am 4. November 2016 statt.

Ebenso wie Leuven ist St. Vith ein historisch belasteter Standort. Der Ort liegt im Gebiet des historischen Eupen-Malmedy, einem „Grenzland seit Menschengedenken“. Das deutschsprachige Gebiet wechselte zwischen Wiener Kongress, Versailler Vertrag und Kriegsende 1945 mehrmals die politische Zugehörigkeit.

In der NS-Zeit gehörte Eupen-Malmedy zum Deutschen Reich. Die jungen Männer wurden zum Wehrdienst eingezogen. Nach dem Krieg, als das Land erneut an Belgien fiel, wurden sie wegen Kollaboration mit dem Feind zu Gefängnisstraßen verurteilt, etwas, was bis heute tiefe Erbitterung auslöst.

Dass es in der Region auch Widerstand gegen die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich gegeben hat, zeigen vier Fälle von NN-Opfern aus der grenznahen Region Belgiens, die nach Hameln verschleppt und im weiteren Verlauf zu Tode kamen (vgl. unsere Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft http://www.geschichte-hameln.de/gedenkbuch).

Das Schicksal von Camille Jacobs:

Camille Jacobs wurde am 2. Juli 1917 geboren. Der Dreher wohnte in Welkenraedt.

Camille Jacobs gehörte dem Widerstand in den belgischen Grenzgemeinden an, die 1940 zusammen mit Eupen-Malmedy von NS-Deutschland annektiert wurden. Die Gestapo verhaftete ihn am 1. August 1942 bei „Nacht und Nebel“ und sperrte ihn in das Gefängnis Aachen.

Camille Jacobs scheint zu einer größeren Gruppe von Angeklagten gehört zu haben, die um die Jahreswende 1942/43 vor dem Berliner „Volksgerichtshof“ stand.

Am 22. Mai 1943 kam Camille Jacobs wahrscheinlich aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.

Am 29. April 1944 wurde Camille Jacobs in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien verlegt.

Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Camille Jacobs auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen.

Als das KZ Groß Rosen Anfang Februar 1945 geräumt wurde, musste Camille Jacobs einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen. Camille Jacobs starb am 17. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.

 

Heute ist die „Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens“ (DG) ein Gliedstaat Belgiens.
Amts-, Schul- und Gerichtssprache sind Deutsch. Die neun Gemeinden der DG haben rund 76.000 Einwohner. Sie leben am Schnittpunkt zweier Kulturen: der deutschen und der romanischen. Von den Ostbelgiern sagt man daher: Sie „arbeiten preußisch und leben französisch“.

Als Region mit Gesetzgebungshoheit verfügt die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens über eine weitreichende Autonomie mit Parlament, Regierung und eigener Verwaltung. Sie ist zuständig für Kultur, Bildung, Ausbildung und Beschäftigung, Familie und Soziales und die Aufsicht über die lokalen Behörden.

Vermittelt wurde die Ausstellung nach St. Vith durch Edmund Stoffels, Abgeordneter im Wallonischen Regionalparlament in Belgien und im Parlament der „Deutschsprachigen Gemeinschaft“. Edmund Stoffels war ebenso wie Alvin Deconinck, der die Ausstellung nach Leuven geholt hatte, bei der Finissage anwesend.

Die Organisation vor Ort lag bei dem Weiterbildungsträger KAP („Kulturelle Präsenz und Aktion“) in Eupen, verkörpert durch Darinka Murmann.

Ort der Ausstellung war das Museum des Königlichen Geschichts- und Museumsvereins „Zwischen Venn und Schneifel“ in St. Vith. Die Eröffnungsansprache hielt der Vorsitzende Dr. Jens Giesdorf.

 
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Das Museum St. Vith, ein ehem. Bahnhof
Foto rechts: Die Ausstellung in den Räumen des Museums St. Vith
 
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Ansprache von Dr. Jens Giesdorf (li), mit Alvin Deconinck (1. v. re) und Edmund Stoffels (2. v. re.)
Foto rechts: Ansprache von Bernhard Gelderblom (re.)

 

Fotos: Guido Leufgen vom Museum des Königlichen Geschichts- und Museumsvereins „Zwischen Venn und Schneifel“ in St. Vith, Belgien und Bernhard Gelderblom

Text: Bernhard Gelderblom

 
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