EU-Projekt:
Bürger aus den Benelux-Staaten
als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
 

Ausstellungseröffnung in Leuven, Belgien

Rede

 

Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung in Leuven

Bernhard Gelderblom am 21. Oktober 2015 im Gebäude der Flämischen Gemeinschaft in Leuven

Im Jahre 1999 besuchte ich das Museum der kleinen mecklenburgischen Stadt Bützow bei Rostock. Es gibt dort eine kleine Ausstellung über das nahegelegene Zuchthaus Dreibergen. Dreibergen war Ziel eines der vier Todesmärsche, die vom Zuchthaus Hameln ausgingen. Unter den Exponaten befindet sich ein Mantel, den ein belgischer Häftling, Gustave Vandepitte, Teilnehmer dieses Marsches, dem Museum übergeben hat. Der Mantel hatte ihn während der schrecklichen 13 Tage des Marsches beschützt.

Von der Leiterin des Museums erfuhr ich die Anschrift von Gustave Vandepitte. Er lebte in Oostnieuwkerke. Es begann ein intensiver, freundschaftlicher Austausch. 2001 konnte ich ihn, der selbst nicht mehr reiste, in Oostnieuwkerke besuchen und ausführlich interviewen. Kurze Zeit später verstarb er.

Das war meine erste Begegnung mit einem Häftling, der das Zuchthaus Hameln überlebt hatte. Es war der Beginn dieses Projektes. Es folgten – mit der Zeit immer mehr – Kontakte zu Angehörigen von Häftlingen, die in Hameln gestorben waren. Viele konnte ich nach Hameln einladen. Mehrfach kamen zum Beispiel Angehörige des Niederländers Sef van Megen. Ihn hatte die SS auf dem Todesmarsch von Hameln nach Holzen erschossen.

Im Jahre 2004 konnte ich im Hamelner Amtsgericht eine Ausstellung mit dem Titel „Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit“ zeigen. Sie zeigte der Hamelner Bevölkerung zum ersten Mal das Ausmaß des Terrors der nationalsozialistischen Justiz. Im Zuchthaus saßen nicht nur zahlreiche „kleine“ und „mittlere“ Kriminelle ein, sondern hauptsächlich „politische Häftlinge“, Homosexuelle, Juden und – sehr viele Ausländer.

Das Thema „Zuchthaus in der Zeit des Nationalsozialismus“ hat es in Deutschland ganz schwer: Die Deutschen wissen, welche Verbrechen in den Konzentrationslagern geschahen. Aber sie denken immer noch, dass in den Zuchthäusern während der NS-Zeit Kriminelle gesessen haben, die es verdient hatten, dort zu sitzen.

Von daher war es nur konsequent, dass man in Hameln nach dem Krieg alle Spuren des Zuchthauses beseitigt hat. Der größte Teil der Gebäude wurde abgerissen. In den wenigen Bauten, die stehen blieben, befindet sich heute ein Vier-Sterne-Hotel. Auch die Gräber der vielen Toten des Zuchthauses wurden beseitigt.

 
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Die Mehrzahl der Besucher, die wegen des Zuchthauses nach Hameln kommen, stammt aus dem Ausland, vorwiegend aus den Benelux-Ländern. Besucher aus Deutschland sind eher selten. Das ist angesichts der Tatsache, dass ca. 90 Prozent der Insassen Deutsche waren, erstaunlich. Warum kommen so wenige Besucher aus Deutschland?

Vor einigen Jahren lernte ich die Tochter eines deutschen politischen Häftlings, eines Sozialdemokraten, kennen. Weil er ausländische Rundfunksender gehört und ausländischen Zwangsarbeitern geholfen hatte, hatten ihn die Nazis zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im April 1945 war er im Zuchthaus Hameln gestorben. Seine Tochter sagte mir, dass sie sich als Kind für ihren Vater immer geschämt hätte – weil er im Zuchthaus gesessen hatte. Dabei hätte sie stolz auf ihn sein müssen, weil er gegen das Regime Widerstand geleistet hatte.

Wie anders sehen Belgier, Niederländer und Luxemburger das Zuchthaus Hameln! Für sie ist es ein Ort politischer Verfolgung, ein Ort, der einem KZ gleich kommt. Wer hier in Haft gesessen hat, der war in der Regel ein Widerstandskämpfer.

 
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Im Zuchthaus Hameln haben in den Jahren 1933 bis 1945 knapp 10.000 Häftlinge gesessen. Der riesige Bestand an Akten über die Häftlinge umfasst im Magazin des Hauptstaatsarchivs Hannover mehr als hundert Meter. Die Akte eines jeden Häftlings zu lesen, ist unmöglich.

Um für die Forschung eine sichere Grundlage zu haben, haben wir eine Datenbank aller Gefangenen aufgebaut. Das ist hauptsächlich die Arbeit meines Freundes Mario Keller-Holte gewesen, der über drei Jahre lang daran gearbeitet hat, mit dem zusammen ich auch diese Ausstellung gemacht habe.

Die Datenbank ermöglicht die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir konnten nun die zahlreichen Anfragen beantworten: Wann und wie lange und warum hat mein Vater, Onkel, Großvater im Zuchthaus Hameln gesessen? Gibt es irgendwelche Informationen über seine Zeit im Zuchthaus?

Wir konnten Gruppen von Häftlingen identifizieren: etwa die „Politischen“, die Homosexuellen, die Juden, die Ausländer und andere, und wir konnten sie quantifizieren.

Wir konnten anhand des Datums der Ankunft eines Häftlings in Hameln ermitteln, dass seit Herbst 1944 riesige Transporte aus den Zuchthäusern Rheinbach, Lüttringhausen, Siegburg und Bochum, also aus dem Westen des Deutschen Reiches, nach Hameln kamen und dass das Zuchthaus völlig überfüllt war.

 
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Mit Hilfe der Datenbank fanden wir 853 Häftlinge aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg, die in Hameln inhaftiert waren. Die meisten von ihnen hatten Widerstand gegen die deutsche Besatzung geleistet.

212 Männer überlebten die Zeit der Haft in Hameln nicht. Jeder Vierte von ihnen starb also. Bei keiner anderen Gruppe von Häftlingen – ausgenommen die jüdischen Gefangenen – ist die Rate der Toten und Ermordeten so entsetzlich hoch. Woran liegt das?

Die Benelux-Gefangenen kamen in den letzten Jahren des Krieges nach Hameln, die meisten erst 1944 und 1945, als die Bedingungen der Haft sich durch Überfüllung stark verschlechtert hatten, als Hunger und Krankheiten grassierten, als die Häftlinge zwölf Stunden täglich arbeiten mussten.

Die Häftlinge aus den Benelux-Ländern gerieten in die schreckliche Endphase des Zuchthauses. Als Anfang April 1945 die US-Army sich Hameln näherte und die Häftlinge darauf hoffen konnten, bald befreit zu werden, schickte der Direktor des Zuchthauses vor allem die Ausländer zu Fuß oder per Bahn auf Evakuierungsmärsche. Diese wurden zu Todesmärschen. Besonders daraus erklärt sich die unvergleichlich hohe Todesrate dieser Gruppe, zu der noch sehr viele Vermisste hinzukommen.

Mario Keller-Holte und ich beschlossen, die Gruppe der Benelux-Häftlinge genauer zu untersuchen.

  • Zu einer Reihe von Angehörigen hatten wir bereits Kontakte geknüpft.
  • Die Europäische Union unterstützte das Projekt. Die EU geht mit Recht davon aus, dass die Folgen der NS-Verbrechen bis heute das Verhältnis zwischen den Völkern belasten. Nicht nur die Kinder, auch die Enkel leiden noch darunter, was ihren Eltern und Großeltern damals angetan wurde. Die EU unterstützt Erinnerungsarbeit, welche Verbrechen über die Grenzen der Länder hinweg aufarbeitet und erforscht.

 
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Wir unternahmen insgesamt fünf Reisen, zwei in die Niederlande, zwei nach Belgien und eine nach Luxemburg. Um Schicksale von verstorbenen Häftlingen rekonstruieren zu können, führten wir zahlreiche Gespräche mit Angehörigen. Auf diese Weise erhielten wir eine Ahnung davon, was der Tod im Zuchthaus bis heute für die Familien bedeutet, für die Kinder und die Enkel.

In Ostende besuchten wir Erik de Pauw. Wir kannten ihn schon von einem gemeinsamen Besuch am Grab seines Vaters, der auf einem der Todesmärsche in Bad Liebenwerda ums Leben gekommen war.

In Brüssel recherchierten wir die Schicksale der belgischen „Nacht und Nebel“-Häftlinge und ihre Transporte in den Tod.

Um den Widerstand in den westlichen besetzten Ländern zu brechen, schaffte man mutmaßliche Widerstandskämpfer ab 1942 gleichsam bei „Nacht und Nebel“ nach Deutschland. Indem die Angehörigen keinerlei Nachricht erhielten und alles im Ungewissen blieb, sollte die Bevölkerung eingeschüchtert und abgeschreckt werden.

1942-1944 wurden etwa 6.600 „NN“-Gefangene – überwiegend Belgier und Franzosen – der deutschen Justiz zur Aburteilung übergeben und in Untersuchungsgefängnisse wie das in Bochum geschafft. Zuständig war das Sondergericht Essen, bald auch der Berliner „Volksgerichtshof“.

Von den über 450 verhängten Todesurteilen waren mit über 250 vor allem Belgier betroffen.

1942/43 musste Hameln ca. 200 Belgier und über 70 Franzosen aufnehmen. Sie wurden strikt isoliert untergebracht und durften keinerlei Briefverkehr haben. Vom Wachpersonal wurden sie mit Nummern angeredet und nicht selten schikaniert.
Die weitaus meisten wurden bis 1944 nach Osten in die Zuchthäuser Sonnenburg und Groß Strehlitz verlegt.

Für 123 Belgier führte der Transport aus Hameln in den Tod.

  • 28 wurden 1943 aus Hameln verlegt, um – zumeist im Zuchthaus Brandenburg – hingerichtet zu werden.
  • 30 starben in anderen Strafanstalten, allein 22 im Zuchthaus Sonnenburg.
  • 65 kamen, nachdem das NS-Regime die Einweisung aller „NN“-Häftlinge in KZs verfügt hatte, ab Oktober 1944 in KZs oder auf KZ-Todesmärschen zu Tode.

 
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Um die Hamelner Öffentlichkeit über die Schicksale der ausländischen Häftlinge zu informieren, luden wir den inzwischen über 90 Jahre alten Niederländer Piet Mathijssen nach Hameln ein. Er hielt Vorträge an Schulen und vor Hamelner Bürgern.

Eine Hamelner Schulklasse beschäftigte sich mit dem Friedhof der Toten des Zuchthauses und entwarf Modelle für ein Denkmal. Inzwischen ist der Friedhof wieder hergerichtet. Das Modell, das eine Jury auf den ersten Platz gesetzt hat, soll im nächsten Jahr verwirklicht werden. Menschen, die den Friedhof besuchen, finden schon jetzt einen würdigen Ort zum Trauern.

 
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Das wichtigste Ergebnis unserer Arbeit sehen Sie heute: eine Ausstellung, die nicht nur für Hameln, sondern vor allem für die Benelux-Länder bestimmt ist.

Ihr Schwerpunkt sind die Schicksale von Häftlingen, vier niederländische, drei von Luxemburgern und zwei belgische Häftlinge, Gustav Vandepitte und Erik de Pauw. Gedacht wird auch der zahlreichen belgischen Nacht- und Nebel-Häftlinge.

Jedes Häftlingsschicksals wird in zwei Schritten dargestellt: Verfolgung – Erinnerung.

Ich schildere ein Beispiel aus Luxemburg. Luxemburg wurde nach der Besetzung durch das deutsche Militär Teil des Deutschen Reiches. Die jungen Männer wurden deswegen zum Militär eingezogen.

 
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Teil 1 Die Verfolgung

Im Februar 1944 nahm im Dorf Lamadelaine die Familie des Stahlarbeiters Jean-Pierre Schaeger und seiner Frau Marie einen „Deserteur“ bei sich auf, einen jungen Mann also, der sich der Einberufung zum Kriegsdienst entzogen hatte. Gewollt hatte dies der älteste Sohn Albert. Dieser war als Gegner der deutschen Besatzung kurz vor dem Abitur vom Gymnasium verwiesen worden.

Nach fünf Wochen verließ der Untergetauchte das Haus der Schaegers. Die Familie atmete auf. Einen Tag später stand die Gestapo vor der Tür. Der „Deserteur“ war der Gestapo in die Hände gefallen und hatte unter Folter seine Helfer verraten.

Vater, Mutter und Sohn wurden verhaftet, die Männer gefoltert, bis sie gestanden, und wegen „Beihilfe zur Fahnenflucht“ verurteilt: 5 Jahre Zuchthaus für Vater und Mutter, 5 ½ für den Sohn. Die drei jungen Töchter blieben sich selbst überlassen, weiter heimgesucht von der Gestapo.

Vater und Sohn kamen nach Hameln, von dort in das Außenlager Holzen, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen in den Stollen eines Bergwerks arbeiten mussten. Der junge Albert, der harte körperliche Arbeit nicht gewöhnt war, magerte zum Skelett ab und starb im Februar 1945.

Dem Vater Jean Pierre Schaeger zerbrach darüber das Herz. Wie konnte er ohne seinen Sohn nach Hause zurückkehren?! Er ist, wie Mithäftlinge berichten, aus Verzweiflung immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand gerannt und starb am 9. März 1945.

Für die Ehefrau und Mutter Marie Schaeger, die im Zuchthaus in Hamburg gesessen hatte, brach eine Welt zusammen, als sie bei ihrer Rückkehr vom Tod ihres Mannes und ihres Sohnes erfuhr. Bis an ihr Lebensende blieb sie traumatisiert.

 

Teil 2 Die Erinnerung

1946 wurden die Särge von Jean-Pierre und Albert Schaeger nach Luxemburg gebracht und ehrenvoll beigesetzt. Vertreter der Regierung, der Gemeinde und überlebende Mithäftlinge waren anwesend.

Die Enkelin Marie-Claire erzählte mir, dass ihre Kindheit und Jugend von der Tragödie der Familie geprägt war. Darüber zu sprechen, sei kaum möglich gewesen. Als einzige in der Familie habe sie Fragen gestellt.

Ich lernte Marie-Claire kennen, als sie auf der Suche nach den letzten Spuren ihres Großvaters und Onkels im Jahre 2008 nach Hameln kam.

Nach Marie-Claires Überzeugung hat ihre Mutter Germaine das Trauma der Verfolgung nie überwunden. Während die Eltern und der Bruder in deutschen Zuchthäusern saßen, war Germaine als 14jähriges Mädchen ohne Eltern zu Hause und hatte ständig Angst vor der Gestapo. Diese Angst hat sie für ihr Leben geprägt. Sie hat als Mutter ihren eigenen Kindern keine Liebe geben können. Hameln zu besuchen, hat sie bisher abgelehnt.

Sie war aber im Juli 2013 zu einem ausführlichen Gespräch bereit und dankbar dafür, dass sich jemand aus Deutschland für ihr Schicksal interessierte. Hier zeigt sich etwas von der heilenden Kraft der Erinnerung.

Wir sehen, dass ein Schicksal, wie es die Familie Schaeger erleben musste, eine zerstörerische Kraft über mehrere Generationen entfaltet. Nicht selten sind derartige Schicksale zusätzlich dadurch belastet, dass ein Grab und damit ein Ort zur Trauer fehlen. Nicht selten bleibt das Todesschicksal gänzlich ungeklärt.

 
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Ein Schicksal aus Belgien:

Teil 1 Die Verfolgung:

Ortar de Pauw wurde 1901 in Gent geboren. Wegen „Verbreitung antideutscher Hetzschriften“ nahm ihn die Geheime Feldpolizei 1943 fest. Ein Wehrmachtsgericht in Brügge verurteilte ihn zu 2 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus.

Über verschiedene Haftanstalten gelangte er im September 1944 ins Zuchthaus Hameln. Zwei Tage später wurde er nach Holzen verlegt, wo ihm der brutale Arbeitsalltag schwer zusetzte.

In einem Brief eines Überlebenden heißt es:
„Wie alle litt Ortar unter Hunger und Kälte. Trotz seiner Abmagerung blieb seine Moral gut. Am Sonntagabend gehörte er zu denen, die den Kummer durch seine Lieder verjagen konnten. Ich höre immer noch seine schöne Stimme ‚Santa Cecilia‘ singen.“

Ortar de Pauw musste den schrecklichen Todesmarsch von Holzen nach Dreibergen mitmachen. Nur sehr mühsam überstand er die langen Fußmärsche. Über seine letzten Stunden in Bad Liebenwerda bei Dresden, ganz im Osten Deutschlands, berichtet ein Freund:
„Vollkommen geschwächt lag er im Gras, ohne die Kraft, um aufzustehen und seine magere Ration zu holen. Ich habe gebeten, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Wir haben gesehen, wie er auf einer Karre abgefahren wurde.“

Ortar de Pauw starb am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda. Er wurde mit anderen Hamelner Häftlingen in einem Massengrab bestattet.

 

Teil 2 Die Erinnerung:

Seine Familie hatte den Tod des Vaters und die Tatsache, dass sie keine Kenntnis von seinem Grab hatte, nie verwunden. Sie wusste lediglich aus dem Brief des Freundes, dass er in Bad Liebenwerda zu Tode gekommen war. Weitere Einzelheiten konnte sie über Jahrzehnte nicht in Erfahrung bringen.

Erst durch die Kontakte zwischen Erik de Pauw, dem jüngsten Sohn Ortars, und mir kam es 2009 zu Nachforschungen. Im Stadtarchiv Bad Liebenwerda fand sich eine Sterbebescheinigung, auf der die Namen der in Bad Liebenwerda verstorbenen Hamelner Häftlingen stehen, unter ihnen der Name Ortar de Pauws.

Daraufhin war die Stadt Bad Liebenwerda bereit, auf dem Friedhof, wo die Männer 1945 in einem Massengrab bestattet worden waren, einen Gedenkstein zu setzen.

Erik De Pauw und ich sind damals gemeinsam nach Bad Liebenwerda gefahren, um bei der Einweihung des Gedenksteins am 7. Juni 2009 dabei zu sein. Nach der Zeremonie formulierte er sehr bewegt:
„Heute habe ich meinen Vater begraben.“

 
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Im schon so lange vereinten Europa gibt es immer noch Gräben, welche die Völker voneinander trennen. Wir Deutschen sind bisweilen wenig geneigt, diese Gräben wahrzunehmen.

Luxemburg war nach Polen das Land, das die meisten Opfer des NS-Terrors zu beklagen hat. Auch das bittere Leid, das die Belgier und die Niederländer unter der deutschen Besatzung ertragen mussten, ist nur wenigen Deutschen bewusst.

Nachdem die Ausstellung im Juni 2014 in Hameln eröffnet wurde, stand sie lange im niederländischen Haaren, eröffnet wenige Tage nach dem Befreiungstag der Niederlande am 5. Mai. Ich freue mich über die Anwesenheit von Kees und Anni van Roessel aus Haaren.

Heute wird sie an ihrer dritten Station eröffnet, im Gebäude der flämischen Gemeinschaft in Leuven. Wir sind sehr froh und sehr dankbar, diese Ausstellung hier in Belgien, in Leuven, zeigen zu dürfen und können uns keinen besseren Ort denken. Ich habe heute bei einem Besuch in der Universitätsbibliothek von Leuven, aber auch in der Gedenkstätte an den Ersten Weltkrieg in Tildonk gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, als Deutscher hier aufzutreten.

Grüße darf ich ausrichten von Mario Keller-Holte, mit dem zusammen ich diese Ausstellung gemacht habe und der heute leider nicht anwesend sein kann.

Anschließend geht sie im Februar 2016 in die Gedenkstätte Esterwegen bei Papenburg an der niederländischen Grenze, an den Ort eines der furchtbaren Emslandlager.

 
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Zum Schluss ist vielfältiger Dank zu sagen:

  • Zu allererst den Angehörigen aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg, mit denen „im Dialog“ dieses Projekt verwirklicht wurde. Manche wie Maarten Geerdes aus den Niederlanden sind heute wieder gekommen. Erik De Pauw ist mit seiner ganzen großen Familie hier. Etienne Jacob sieht die Ausstellung zum ersten Mal. Er ist im Gedenken an seinen Onkel Leon Jacob, einen belgischen Nacht und Nebel-Häftling, gekommen.
  • In gleicher Weise dem Veranstalter hier in Leuven, dem Flämischen Freidenker-Verein von Brabant. Ich nenne hier stellvertretend für andere die Namen Alvin De Coninck, Didier De Swert, Vladimir Sartor und Viona Westra. Sie haben eine große Arbeit geleistet und wir hatten eine wunderbare Zusammenarbeit.
  • Schließlich danke ich allen, die diese Eröffnung durch ihre Beiträge mitgestaltet haben und Ihnen, die Sie heute gekommen sind.

 
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