EU-Projekt:
Bürger aus den Benelux-Staaten
als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
 

Die Interviews

Interview mit Gustave Vandepitte, Oostnieuwkerke in Belgien
Juni 2001

 

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Gustave Vandepitte beim Interview

Herr Vandepitte, wie alt waren Sie, als Sie von den Deutschen verhaftet wurden?

Eigentlich bin ich zweimal verhaftet worden. Das erste Mal war ich verhaftet Dezember 1942, da war ich 18 Jahre alt, das zweite Mal war Juli 1943, da war ich 19 Jahre alt.

Warum wurden Sie verhaftet?

„Deutschfeindliche Hetze“, hergestellt und geschrieben und verteilt.

Was waren das für Schriften?

Das waren patriotische Schriften. „Der freie Belgier“, das war verboten …

Haben Sie von den Schriften noch welche?

Die wurden weggenommen.

War das eine Gruppe, in der Sie waren? Waren das nationale Flamen?

Ja. Wir waren nicht politisch; das war nur patriotisch; nur patriotisch, ob das Katholiken, Sozialisten oder Liberale waren, das war egal. Das waren freie Belgier.

Waren Sie damals noch Schüler?

Nein. Da war ich schon Gemeindeangestellter. Meine Familie gehörte eigentlich zum Beamtentum. Seit der Französischen Revolution hat meine Familie nur Funktionäre, Beamte gestellt. Ich war der vierte Gemeindedirektor dieser Gemeinde. Und seit der Französischen Revolution, seit der belgischen Unabhängigkeit, hat es nie eine andere Familie auf diesem Posten gegeben. Und einer meiner Ahnen war der erste belgische republikanische Bürgermeister.

Haben ihre Eltern damals davon gewusst, was Sie gemacht haben?

Das kann ich nicht so genau sagen. Mein Vater ist 1914 ausgewichen nach Kanada. Er hat sich 1917 freiwillig gemeldet bei den Canadian Expedition Forces und hat hier in unserer Gegend gegen die Deutschen gekämpft und wurde zweimal verwundet.

So war Widerstand gegen die Deutschen auch eine Tradition in der Familie?

Ja, in der Familie meines Vaters gab es 5 Söhne; der eine war belgischer Konsul in Holland, der andere war Ingenieur im belgischen Kongo, der dritte war hier Gemeindedirektor, der vierte war mein Vater, der fünfte war in der belgischen Armee und hat an den ersten Gefechten gegen die Deutschen August 1914 teilgenommen und wurde auch verwundet. Mein Onkel wurde am 6. Dezember 1914 wegen Versteckens eines verwundeten französischen Soldaten zusammen mit einer katholischen Nonne zu mehreren Jahren Haft verurteilt und nach Deutschland abgeführt. Der Konsul in Holland hat sich ebenfalls zum Krieg gemeldet, und der Älteste war im Kongo, der ist dort geblieben. Also haben sie fast alle an den Kämpfen gegen die Deutschen teilgenommen.

Und wie ist das gekommen, dass Sie verhaftet worden sind. Sind Sie verraten worden?

Die ganze Bande wurde aufgenommen. Ich weiß nicht wie das passiert ist, der eine nach dem anderen wurde aufgenommen und zusammen sind wir verurteilt worden.

Sind Sie sehr hart verhört worden?

Ja, natürlich. Wir wurden alle solange geprügelt, bis wir alles zugegeben hatten, erst hier in Kortrijk von der Geheimen Feldpolizei, und danach sind wir abgeschoben worden nach Brügge, vom Militärgericht in Brügge verurteilt, ich zu 2 Jahren 9 Monaten Gefängnis in Deutschland zu verbüßen.

Waren ihre Eltern bei dem Prozess dabei?

Nein.

War Öffentlichkeit dabei?

Das kann ich so nicht sagen. Wir hatten einen Anwalt so pro forma.

Sie sind dann gleich nach dem Prozess nach Deutschland gebracht worden?

Nein. Wir sind abgeführt worden zuerst nach Brüssel St. Gilles, dann nach ein paar Tagen nach Leopold (?), waren auch dort ein paar Tage, und sind dann mit einer ganzen Menge abgeschoben worden nach Deutschland. Das war Ende 1943.

Sie sagten, Sie sind zwei Mal verhaftet worden. Warum hat man Sie das erste Mal freigelassen?

Weil man eigentlich keine Beweise hatte von dem, was man beweisen wollte. Die konnten mir damals nichts nachweisen. Ich arbeitete schon damals auf der Gemeinde. Dann haben wir einen prodeutschen Bürgermeister bekommen und ich musste weg. Ich war persona non grata, schon wegen meiner Familie, schon damals. Das war so. Ich wusste, dass ich eingesperrt werden würde.
Man darf nicht vergessen, dass es auch unter unseren Freunden Leute gegeben hat, die haben sich zur flämischen SS gemeldet. Und das hat auch eine Rolle gespielt. Ich bin verraten worden. Aber ich musste in Brügge freigelassen werden wegen Mangels an Beweisen.
Und beim zweiten Mal wurden wir solange geschlagen, bis wir gestanden haben. Da wurde der eine mit dem anderen zusammen gebracht; der eine hat ja gesagt; was sollte der andere da tun? Wir wurden verprügelt. Ja, so ist das.

Und dann sind Sie im Dezember 1943 nach Deutschland gebracht worden, in welches Zuchthaus?

Da war ich 19 ½, nach Aachen, nur ein paar Tage, dann Aachen passiert, von da nach Essen, nur ein paar Tage, dann nach Bochum. Das war kein Zuchthaus, sondern ein Strafgefängnis.

Haben Sie dort arbeiten müssen?

Nein, ich wurde nach einer Woche zum Außenkommando Hattingen abgeschoben. Damals wusste ich nicht, dass ich eigentlich als moorfähig befunden worden war. Jetzt weiß ich das. Ich war moorfähig. Das ist notiert auf meiner Personalakte.

Aber Sie haben Glück gehabt. Sie sind nie ins Moor gekommen. Haben Sie gewusst von den Moorlagern?

Nicht während des Krieges, nachher erst. Jetzt weiß ich, dass viele über Bochum nach Papenburg ins Moor abgeführt wurden.

Ja, von Hameln ist das auch der Fall. Das war eine unglaublich harte Arbeit.

Ja, das war zum Tode.

In Hattingen, was war das für ein Kommando?

Das waren so ungefähr 300 Mann, Kommando Felpestraße (Velpestraße). Wir wussten nie im Voraus, was wir zu arbeiten hatten. Einmal hatten wir in der Hattinger Eisenhütte zu arbeiten. Das war ein großer Betrieb. Da hatten wir verschiedene Arbeiten zu verrichten.

Was haben Sie persönlich gearbeitet?

Legen von Wasserleitungsrohren, Erhöhen von Geleisen, einmal haben wir ein Gleis 10 Meter erhöhen müssen, allerhand Bauarbeiten, Legen von Kabeln, schwere Arbeit das.

Waren Sie als Belgier immer zusammen?

Nein. Wir wurden aufgeteilt in Brigaden von so 30 Mann, immer unter Bewachung von ein paar Wachtmeistern, alle Nationalitäten. Da waren Russen, da waren Bulgaren, da Holländer, Franzosen. Aber kein Belgier, ich war der einzige.

Aber Sie hatten den Vorteil, dass Sie die Sprachen konnten. Was hat Ihnen das gebracht?

Ja, dass ich eigentlich immer dolmetschen musste. Ich konnte mich unterhalten mit den Franzosen, mit den Wallonen, mit den Holländern. Ich konnte die Menschen zusammenbringen.

Wie war die Verpflegung?

Das ging, wenn man das so sagen kann. Morgens eine Scheibe Brot, mittags ein Liter Wassersuppe und wenn wir auf der Arbeit waren, morgens um 9 ein Frühstück; das wurde von den Bauunternehmen geliefert, für die wir zu arbeiten hatten.

Dadurch hatten Sie etwas besseres Essen.

Und wenn wir krankgeschrieben wurden –dafür mussten wir 38 Grad Fieber haben – dann gab es kein zusätzliches Essen.

Kann man sagen, dass Sie gehungert haben?

Ja, sehr. Ich hab viel Kartoffelschalen gegessen und noch weniger als das, die Pelle von Kartoffeln. Deswegen bin ich krank geworden. Meine Beine … . Ich bin nach Hause gekommen – Wasser in den Beinen, solche Löcher in den Beinen, in den Füßen. Und jetzt merke ich die Folgen davon, also mein Kreislauf …

Die Zeit in Hattingen, das war die Zeit, wo viele Luftangriffe waren. Haben Sie davon etwas gespürt?

Ja, das hat da angefangen. In Hattingen, das waren viel mehr die Läuse und die Flöhe. Das war ein Barackenlager, in dem wir waren, und Läuse und Flöhe! Im Sommer besonders die Flöhe; da haben wir draußen im Sommer ohne Hemd gearbeitet wegen der Flöhe.
Die Luftangriffe, ich werde das nie vergessen, der 30. April 1944, das war ein Samstag, da sind wir zurückgekommen von der Arbeit, und dann haben wir die Hunderte von Flugzeugen gesehen, die vorbeigeflogen sind und dann haben wir das gehört: Bomben, Bomben. Und wir haben gesagt, morgen werden wir etwas zu sehen bekommen und tatsächlich. Da haben sie den ersten Angriff gemacht auf Hamm mit 1000 Flugzeugen, und noch am selben Abend wurde das ganze Lager zurückgezogen zum Zentralgefängnis nach Bochum und vom folgenden Tag an wurden wir jeden Tag mit dem Zug nach Hamm gefahren zum Arbeiten. Und als wir zum ersten Mal in Hamm angekommen sind, da haben wir die ganzen Zerstörungen gesehen, und so etwas haben wir noch nie gesehen. Die Gleise standen hoch, 10.000 Meter (sic!) hoch in die Luft. Man hat erzählt, dass 400 Lokomotiven kaputt gegangen sind.

Hamm war ein großer Eisenbahnknotenpunkt.

Da haben wir aufgeräumt mit 11.000 Gefangenen. Da bin ich einem aus unserer Gemeinde begegnet, der arbeitete in Langendreer, im Eisenbahnkommando. In Dahlhausen und Langendreer, da gab es Kommandos, die gehörten zum Gefängnis Bochum, die haben nur an der Eisenbahn gearbeitet. Da bin ich einem Freund hier aus der Gemeinde begegnet. Einen Monat haben wir dort gearbeitet.
Am 30. Mai waren wir fertig. Am Mittag um 12 Uhr sind noch einmal 18 Flugzeuge gekommen und haben noch mal bombardiert. Da hab ich Glück gehabt. Der, der neben mir lag, der wurde verletzt.
Da sind wir ausgerissen. Das war der einzige Tag in der Gefangenschaft, wo ich einen ganzen Nachmittag frei gewesen bin. In Hamm, das war mit einem Kameraden, da haben wir bei zivilen Menschen Essen bekommen. Sofort! Das werde ich nie vergessen. Ich weiß noch, was ich dort zu essen bekommen habe: Erbsensuppe.

Die beste Erbensuppe Ihres Lebens.

Ja, das ist so. Und nach ein paar Stunden sind wir zurück gegangen.

Haben Sie sonst jemals an Flucht gedacht?

Nein. Doch, gedacht schon, manchmal. In Hamm haben wir die großen langen Züge aus Berlin gesehen, und die fuhren durch in Richtung Brüssel. Das war in Richtung unseres Landes, und da haben wir manchmal gedacht, da könnten wir mitfahren.

Haben Sie in dieser Zeit Kontakt zu Ihren Eltern gehabt?

Doch, Briefe waren erlaubt. Um die zwei Monate durften wir Briefe schreiben, auf Deutsch.

Die wurden gelesen?

Ja, die wurden gelesen, da wurden Stücke rausgestrichen oder Teile rausgeschnitten.

Dann sind Sie nach Hameln gekommen?

Nein, noch nicht. Dann bin ich krank geworden, wie ich gesagt habe, von dem Hunger. Deswegen bin ich am 3. September 1944 wegen Krätze und so im Lazarett in Bochum aufgenommen worden. Der 3. September war ein Sonntag, das werde ich nie vergessen. An dem Tag wurde die Stadt Brüssel befreit. Man hat uns eingerieben, ganz nackt, ganz braun. Der Lazarettarzt war ein belgischer Arzt. Der ist zu uns gekommen, das war ein Nachmittag und hat gerufen: „Brüssel ist befreit!“ Zwei drei Tage später hat man uns aus dem Lazarett entlassen mit neuer Haut, und die Krätze war weg.
Dann bin ich im Gefängnis Bochum geblieben. Und dann hat der Gefängnisarzt über mich geurteilt – das war schon das zweite Mal, dass er über mich zu urteilen hatte –, dass ich nicht mehr außenkommandofähig war. Deswegen bin ich im Gefängnis geblieben.
Und da war ein Mensch aus Kortrijk, das war der Dolmetscher, und der hat geurteilt, ja, es wäre besser, dass ich hier bleibe, und da bin ich auf Einzelzelle gekommen, ein paar Monate. Ist nicht leicht, Einzelzelle, pass auf! Und dann ist einer dieser Wachtmeister zu mir gekommen und hat gesagt, „Sie sprechen französisch“, „Ja, etwas“, „Komm mal mit!“. Und dann bin ich mitgegangen, und dann, wie das kommt, weiß ich nicht, dann haben die geurteilt, ich sollte im Gefängnis bleiben, damit ich etwas dolmetschen konnte. Dann bin ich dort geblieben, bis man mich noch mal nach Hattingen geschickt hat. Weshalb weiß ich nicht.

Und wie war die Behandlung durch die Wachtmeister?

Das war unterschiedlich. Wenn man mit den Älteren zu tun hatte, die 14-18 an der Front gewesen waren, das war nicht gut. Und wenn man zu tun hatte mit einem Mann, der aus Russland zurückgekommen war, weil er verletzt war, das war auch nicht gut. Man musste immer ein bisschen vorsichtig sein. Ich muss sagen, während ich im Zentralgefängnis in Bochum war, da hatte ich es etwas besser als die anderen wegen des Dolmetschens. Aber in Hattingen war das nicht so. In Hattingen war das nicht so, das war Arbeit, Arbeit, Arbeit, Leistung, Leistung, Leistung.

Ein Zwölfstundentag?

Meistens war das so: von vier Sonntagen drei Sonntage Arbeit.
Dann wurde ich zurückgefordert nach Bochum. Bis zum 16. März 1945 und dann auf einmal nach Hameln. Da hat man uns weggeschickt wegen der Annäherung der Alliierten, mit der Bahn und 3-4 Schnitten Brot. Dann sind wir angekommen in Hameln. Und eigentlich haben wir das Gefängnis in Hameln viel besser gefunden als das in Bochum. Aber nach zwei Tagen ab nach Eschershausen.

Wo haben Sie geschlafen in Hameln.

In Zellen, die schöner und moderner waren als die in Bochum. Wir wurden alle zusammen abtransportiert nach Eschershausen. Das Zuchthaus war übervoll.

Mit dem Auto?

Ich denke mit Lastwagen. In Eschershausen, das war meine schlimmste Zeit der Gefangenschaft.

Das Lager hatte den Namen Hecht.

Diesen Namen habe ich nie gehört.

Das war auch mehr ein Tarnname. Und die Häftlinge mussten dort untertage arbeiten.

Ja.

Und können Sie mal vom Lager erzählen zunächst?

Die Unterbringung, die Baracken. Es war ja auch Winter, wie Sie dort angekommen sind.

Zögert lange, bevor er fortfährt.

Ich kann nur sagen, wir waren zu viele in den Baracken. Ich kann nur sagen, das war ganz, ganz schlecht, Käfige, Käfige, auf Holz, keine Decken, nichts.
Und als wir zum ersten Mal an der Arbeitsstelle eingetroffen sind, das war kalt, das war feucht, und die Steine sind runtergefallen von oben, so gefährlich, so gefährlich. Und dann sind wir mittags zum ersten Mal rausgekommen, und da haben wir weniger Suppe bekommen als früher, und nach einer halben Stunde wieder zurück.
Das war eine schreckliche Zeit. Wie viele Kilo ich dort auf einen Monat verloren habe, das weiß ich nicht.

Haben Sie erlebt, dass dort Häftlinge gestorben sind, weil sie schlecht behandelt wurden oder wegen Hunger?

Ich habe das nicht gesehen. Wir hatten keinen genügenden Kontakt zueinander, um dies zu sehen. Wir mussten zur Arbeit gehen, kamen raus zum Essen und wieder rein. Kontakt haben wir eigentlich nicht gehabt. Was wir gespürt haben, ist, dass das, was wir zu essen bekamen und das, was wir zu leisten hatten: nicht genügend zu essen und viel zu viel zu arbeiten.

Was haben Sie gearbeitet? An Maschinen?

Nein, da gab es noch keine Maschinen. Wir hatten nur alles fertig zu machen, haben nur in den Steinen gearbeitet. Da waren noch keine Maschinen aufgestellt. Das war nur die Vorbereitung für die Maschinen. Wir mussten Gänge machen.

Da sollte ja eine riesige Waffenfabrik entstehen. Wie haben Sie dort die Wachtmeister in Erinnerung?

Die sind immer hin und hergegangen, haben nachgesehen, was wir gemacht haben. Natürlich haben wir immer versucht, so wenig zu machen, wie wir nur konnten, weil …, das war schwere Arbeit. Das war gefährlich.

Hatten Sie Kontakte zu belgischen Häftlingen?

Nein. Wir waren in Gruppen, vier, fünf Mann, hatten keinen Kontakt zu anderen. Da waren keine Deutschen. Alle Nationalitäten, Russen, Franzosen, Bulgaren, Polen, Holländer, Norweger, Dänen, alles. Das war international. Wir sind reingegangen, wir wurden aufgeteilt, je nach der Arbeit, die wir zu leisten hatten, manchmal zu fünft, manchmal zu sechst, das war nicht so wie in Hattingen, ganz anders. Wenn 200 Gefangene hineingingen, die wurden aufgeteilt; die einen gingen da hin, die anderen dorthin.

Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Häftlinge dort untergebracht waren?

Da habe ich keine Ahnung von. Weil wir außer unserer Baracke keine Kontakte hatten. Entweder war man in der Baracke oder man war in der Arbeit. Man musste auf der Arbeit bleiben, und wenn man in der Baracke war, da war Schluss. Zur Arbeit ging die ganze Baracke.

Sie gingen morgens in einer großen Gruppe zum Stollen Gustav, bewacht von Wachtmeistern.

Ja, bewacht von Wachtmeistern. Ja, da ging die ganze Baracke.

Wie waren die sanitären Bedingungen?

Keine. Nichts, da war nichts an sanitären Bedingungen. Es gab kein Sanitär. WC gab es nicht. Wenn wir rauskamen, da war ein großes Loch, das war ein Scheißloch, wenn ich das sagen kann, alles, Punkt. Keine Latrinen, nichts, nichts. Und wie wir uns gewaschen haben, ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen.

Und Läuse und Wanzen?

Ach. In Hattingen weiß ich, wie das passiert ist. Da konnten wir uns waschen. In Eschershausen: Ich seh‘ da keine Wasserleitung mehr, kann sein.

Und dann gab es diesen furchtbaren Transport, der irgendwann nach vielen Tagen ...

Ich erinnere mich noch, also da sind SS-Leute gekommen mit ledernen Mänteln und mit Hunden, dass wir uns alle in Reihe aufstellen mussten. Dann hat man uns zu den Güterwagen getrieben und weg. Ob das alle waren, das kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht, aber viele.

Da wissen wir aber ungefähr, wie viele auf diesen Transport gegangen sind, über 400.

Ja, das kann sein.

Können Sie etwas über den Reiseweg dieses Transportes sagen?

Ich hab mich immer erinnert, dass wir in Nienburg vorbeigekommen sind. Und ich weiß auch, dass wir in Braunschweig vorbeigekommen sind und auch in Magdeburg. Und ich weiß auch, dass wir Halt gemacht haben irgendwo. Ich konnte mich daran früher nicht mehr erinnern, aber was ich gehört habe von meinen Kameraden, haben wir Halt gemacht in Halle an der Saale. Die sind alle davon überzeugt, wir sind in Halle an der Saale gewesen. Ich kann mich persönlich nicht daran erinnern.

Halle ist ja wahrscheinlich, weil da ein Zuchthaus war und wahrscheinlich wollte man Sie da einliefern.

Halle war auch überfüllt. Das war ein Sonntag. Was ich weiß, man hat uns nach ein paar Tagen mit Güterwagen geführt nach Coswig.

Das war auch ein Zuchthaus.

Wir waren nicht im Zuchthaus, sondern in einer Art Kirche, da haben wir gelagert. Auch ein paar Tage. Da waren viele Russen und Bulgaren, viele von diesen Ostvölkern, und ich erinnere mich, die haben gesungen, diesen schwierigen Rhythmus der byzantinischen Gesänge.

War das vielleicht Ostern?

Kann sein, das muss um die Zeit von Ostern gewesen sein. Ich hab das nie vergessen, wie schön das war, der schwere byzantinische Gesang.
Von Coswig ging es zu Fuß weiter, da sind wir gegangen Richtung Wittenberg. Und Wittenberg – ich wusste, was das zu bedeuten hat, ich kenne auch Luther; jetzt sagt man Lutherstadt. Ich kann mich erinnern, dass Luther in Wittenberg seine Bekanntmachung an der Kirche gemacht hat.
Ich kann mich gut erinnern, dass wir an der Elbebrücke abgebogen sind nach rechts Richtung …, die unterschiedlichen Dörfer da, … Pretzsch, Dommitzsch und so. Dann haben wir, als der Tag zu Ende war, Halt gemacht bei einem Gehöft. Dann haben wir geschlafen, wo zu schlafen war. Kann auch sein, dass manche noch ausgerissen sind, ich weiß es nicht. Und morgens wieder weg, also den zweiten Tag, und am Nachmittag haben wir irgendwo Halt gemacht und dann wurden wir wieder verladen in einem Bahnhof, aber den Namen kenne ich nicht. Und von diesem Bahnhof wurden wir in offenen Güterwagen gefahren und wurden ausgeladen in Bad Liebenwerda. Eineinhalb Tage zu Fuß, so 60 km. Ungefähr.

Wie haben Sie das ausgehalten?

Ich hab das ausgehalten. Viele haben das nicht ausgehalten.

Hat es auch Tote gegeben?

Natürlich! Wer nicht weiter konnte, Schluss! Schluss!

Wurden Menschen erschossen?

Ja, natürlich!

War das SS, die mitging?

Nein, das waren Wachtmeister.

Waren das Hamelner?

Das kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht.

Auf dem Marsch haben Sie auch Belgier getroffen und sind mit denen zusammen gegangen?

Das waren so zehn Güterwaggons, ich weiß nicht wie viele, alle übervoll. Das muss man erleben, so Güterwaggons. Mit Kübel. Und derjenige, der neben dem Kübel saß – pass auf! Und was mit denen passiert ist, die gestorben sind in den Güterwagen, die sind einfach liegengeblieben. Wie wir eingetroffen sind in Dreibergen, da hat man Menschen gefunden, Tote. … Kein Mensch hat danach gefragt, wer das war.

Der Transport ist ja ganz ziellos gefahren. Die Deutschen wussten offenbar nicht, was sie mit Ihnen machen sollten.

Der ist ganz ziellos gefahren. Jetzt behauptet man, es ist nie ein Transport losgefahren von Eschershausen nach Dreibergen. Man spricht von Bergen-Belsen, man spricht von Buchenwald, von Dachau, aber nicht von Dreibergen. Ziellos! Quer durch Deutschland, von Norden nach Süden, und umgekehrt, und schließlich sind wir eingetroffen in Bützow.

Können Sie die Stationen noch sagen, die der Transport genommen hat?

Wir sind vorbeigekommen in Potsdam. Das weiß ich. Aber von Bad Liebenwerda aus? Das ist von Süden nach Norden gegangen. Immer weiter, immer weiter. Wir haben immer die Flugzeuge hört, und wenn die Flugzeuge zu nahe rankamen, dann ging es weiter. Wir sind auch ganze Tage stehen geblieben. Wie viele Tage wir unterwegs gewesen sind, weiß ich nicht; das kann ich nicht sagen.

Was denken Sie, wie lange der Transport gebraucht hat?

Zu 100 Prozent sicher ist, dass wir in Bützow angekommen sind am 23. April. Ich denke, wir sind abgefahren aus Bad Liebenwerda so ungefähr 15. April. Kann es nicht genau sagen.

Insgesamt über 14 Tage?

Ja, Ja. Mit Aufenthalt in Halle an der Saale, Coswig, Bad Liebenwerda und unterwegs mit unterschiedlichem Stillstand.

Haben Sie aus dieser Zeit Erinnerungen an ganz bestimmte Häftlinge, die Ihnen geholfen haben? Oder denen Sie geholfen haben?

Zögert lange mit der Antwort.

Ja, wenn man so auf Transport ist, in Güterwagen, dann kann der eine dem anderen nur wenig helfen. Was hätte man tun können? Wir waren eigentlich hilflos, hilflos waren wir. Wenn man fertig war, dann war man fertig. So war das.

Und dann kamen Sie in Bützow an. Wie war da Ihr Zustand? Haben Sie das noch in Erinnerung?

Wenn ich das vergleiche mit vielen anderen, mein Zustand war noch ziemlich gut. Aber was wir in Bützow erlebt haben, das war eigentlich auch schrecklich, jeden Tag. Wir waren untergebracht oben auf dem Speicher, auf Stroh – Läuse und Läuse, Ungeziefer, den ganzen Tag haben wir Läuse gesucht.
Und morgens, was haben wir morgens gemacht? Da haben wir jeden Tag die Toten gesammelt und die Toten in Decken von oben nach unten getragen. Da wurden die unten abgelegt und die wurden auf einen Haufen geschmissen. Da war ein ganzer Haufen. Was die damit gemacht haben, ich weiß es nicht. Die Tage später noch einmal. Auch wenn wir den Kübel herunter getragen haben, dann haben wir das mit den Toten auch noch weiter gemacht. Und dann haben wir gehört, dass die Leichen noch weiter getragen wurden, aber weshalb, das weiß ich nicht.
Später haben wir gehört, was da eigentlich passiert ist. Da hat man geredet von der Kalkgrube. Man hat die Toten einfach in Kalk geschüttet. Das hab ich nicht erlebt. Ich kann nicht sagen, dass ich Tote in Kalk tragen musste, aber das war so.

Haben Sie in Bützow Angst gehabt um Ihr Leben? Wussten Sie, dass dort eine Guillotine steht?

Von einer Guillotine haben wir damals nichts gehört. Aber was wir erlebt haben, war folgendes: Wir haben solchen Hunger gehabt, dass wir entschlossen waren, einen Angriff zu machen, eine Revolte. Und das war so geplant, dass wir, wenn wir runter zur Küche kamen, eine Revolte machen wollten. Wir hatten zu viel Hunger. Wir haben Suppe gekriegt von den Blättern und Stengeln von Raps. Dreck war das, das war nicht mehr zu halten.
Und dann sind wir runtergegangen, die einen mit den Leichen, die anderen mit den Kübeln, die waren ganz voll, vom 4. Stock. Ich war dabei. Und dann hat man uns nach draußen geführt mit diesen Kübeln, ein großes Tor geöffnet, weshalb, das kann ich auch nicht sagen.
Und dann habe ich einen französischen Kriegsgefangenen getroffen und ihn gefragt: „Was ist los?“ Und dann hat er gesagt: „Bald ist da Schluss. Die Amerikaner sind in der Nähe; sie können aber nicht kommen, weil die Russen kommen sollen.“ Dann bin ich mit dieser guten Meldung ins Gefängnis zurückgekommen. Und an diesem Tag, es war der 1. Mai, hat man die weiße Fahne hochgezogen.

Und dann haben Sie die Revolte nicht mehr gemacht?

Dann haben wir die Revolte nicht mehr gemacht, weil wir gesagt haben, es lohnt sich nicht mehr und es ist viel zu gefährlich. Aber wir hätten die Revolte gemacht, hätte sich das nicht geändert. Das war zu viel. Und am nächsten Tag, da war die weiße Fahne weg. Und da haben wir wieder gestanden. Was ist jetzt los?

Und die Russen waren noch nicht da?

Die waren noch nicht da. Was wird jetzt passieren? Und am nächsten Tag, das war der 3. Mai, da war ein Geräusch, das wir hörten. Dann haben wir das Dach durchbrochen und sind durchgekrochen, und dann haben wir die ersten Russen gesehen.

Und was war das für ein Gefühl für Sie?

Das war unbeschreiblich. Das ganze Gefängnis war ein Klopfen, ein Geschrei, ein Klopfen und auf einmal, da sind alle runtergelaufen. Das war wie eine Überschwemmung, alle zur Küche, alle zur Küche, unvorstellbar. Was da passiert ist! Da waren Menschen, die nicht lebend aus der Küche herausgekommen sind.

4000 Menschen sollen dort gewesen sein.

Ja, kann sein. Ein Zuchthaus von normal 1000 Mann. Alles war voll.

Dann war sicher auch die Möglichkeit, dass Sie andere Belgier getroffen haben und dass Sie sich zusammen getan haben.

Ja.

Können Sie sich noch an einzelne erinnern?

Ich bin auch zur Küche gegangen. Aber ich habe gesagt, ich mach das nicht so. Für mich ist das wichtigste: Ich möchte Kleider haben. Dann bin ich zur Kleiderkammer gegangen und habe nachgesehen, was es da gab. Ich ziehe eine Hose an und ein Hemd, Ich hab einen Mantel mitgenommen, den hab ich hier behalten bis 1990. Jetzt ist dieser Mantel zurück im Museum in Bützow. Mit Namen drauf und allem.

Ein Militärmantel?

Nein. Schön. So einen schönen Mantel hab ich noch nie gesehen. Das war bestimmt ein Mantel von einem Juden. Dann bin ich dem Ansturm gefolgt Richtung Bützow Stadt. Was da passiert ist, das war ganz normal. 3000 Gefangene in so einer Kleinstadt. Die Russen waren da. Die Gefangenen haben geplündert. Das waren Leute, die schon in Hameln die ersten waren, die konnten sich mit den Russen verständigen, die haben geplündert. Stellen Sie sich vor: 3000 Gefangene, die haben Hunger, die haben Läuse, die haben nix. Die sind eingefallen bei den Bürgern. Und was sie nicht freiwillig bekommen haben, das haben sie … Ja, so war das.
Die Deutschen hatten Angst. Und viele Männer waren auch weg. Die deutschen Frauen, die hatten Angst vor den Russen. Die jungen deutschen Frauen haben die Gefangenen gebeten, zu ihnen zu kommen, bei ihnen zu schlafen, damit die Russen nicht kommen.

Wie lange waren Sie dann noch in Bützow?

14 Tage.

Warum? Waren Sie zu schwach?

Wir waren schwach, und wir wussten nicht, wie wir das anfangen sollten, zurückzureisen. Und einmal, da war ich draußen auf der Straße, da war so eine Kolonne von 300-400 Mann in Bützow aus Richtung Güstrow in Richtung Neukloster, und da war ein Franzose dabei, den ich von früher kannte. Da habe ich ihn gefragt: „Wo geht ihr hin?“ „Wir gehen nach Wismar; wir werden ausgetauscht.“ Dann habe ich gesagt: „Ich gehe mit.“ Da hat er gesagt: „Das geht nicht. Sie müssen auf der Liste stehen. Sie müssen Papiere haben. Sie müssen nach Güstrow gehen. Dort gibt es ein Zentralisierungslager.“
Die Russen waren in Güstrow in den großen Kasernen der Wehrmacht. Und auf einmal haben die Russen eine Bekanntmachung angebracht: Wir mussten arbeiten. Da habe ich gesagt: Das tue ich nicht. Ich gehe weg. Ich bleibe nicht mehr. Wir waren zu zehnt. Nur einer hat gesagt, ich gehe mit. Wir haben alles gesammelt und weg. Und wir sind zum Bahnhof gegangen in Bützow. Aber da gab es keine Züge. Das wussten wir nicht. Da sind wir wieder zurückgekommen. Was machen wir jetzt? Und da sind wir an einen Posten gekommen und kamen nicht weiter. Und da hab ich ein bisschen Glück gehabt. Ich war in Bochum in einer Zelle gewesen zusammen mit einem Letten. Der war weggelaufen von der russischen Armee und hatte sich gemeldet bei der deutschen Handelsflotte, und von dem hatte ich ein paar russische Worte gelernt. Wir rauchten eine Zigarette, und da kam ein Russe mit zwei Pferden und einem Wagen an und hat gesehen, wie wir rauchten und hat uns nach einer Zigarette gefragt auf Russisch, und das hab ich verstanden. Das war fast alles, was ich auf Russisch konnte. Und der hat uns mitgenommen; ja, auf dem Wagen mit Stroh drauf und so sind wir durch den Posten und Richtung Güstrow gekommen. Das waren noch 19 km, und dann ist ein Lastwagen gekommen mit vielen Gefangenen drauf und wir sind aufgeladen worden und angekommen in Güstrow.
Und da war ich der erste Belgier. Und da wurde ich vom Kommandanten zum Piloten gemacht und da habe ich solche Listen bekommen. Ich musste alle Belgier notieren: Name, weshalb in Deutschland gewesen …
Und so haben wir erfahren, dass in Güstrow die flämische SS gefangen war. In der Nähe von Schwedt hat die flämische SS die letzten Kämpfe gemach. Die wurden dort gefangen und wurden dann nach Güstrow gebracht. Und nach ein paar Tagen da sind unsere anderen Kameraden auch noch gekommen. Und nach einigen Tagen, als wir –Belgier und Franzosen – so 400 Mann waren, da hat der Kommandant gesagt: Jetzt sind sie 400, jetzt gehen sie zurück in ihre Heimat. Und dann hat man uns rausgebracht: Fußmarsch nach Neukloster und von dort nach Wismar, und dann sind wir ausgeliefert worden an den Engländer.
Dann nach Lübeck, und von Lübeck mit dem Flugzeug nach Belgien. Am 29. Mai.

Und Sie haben Ihre Eltern und Geschwister wiedergesehen?

Ja, und es ist noch etwas ganz besonderes passiert. Als ich eingesperrt wurde, waren wir fünf Geschwister, und als ich zurückkam, waren wir zu sechst. Ich hatte einen 20 Jahre jüngeren Bruder. Und das hat meine Mutter nie gesagt. Und trotzdem habe ich das gewusst. Der letzte Brief, den ich in Deutschland bekommen habe, da habe ich etwas gemerkt. Es war immer derselbe, der schrieb, immer mein Vater. Man hat den Bürgermeister hier erschossen wegen Deutschfeindlichkeit. Mein Vater wurde eingesperrt, mein Onkel auch. Den letzten Brief schrieb nicht mehr mein Vater, sondern ein Freund. Da stimmt etwas nicht, dachte ich. Der schrieb auf Deutsch. Da hab ich etwas gewusst.

Und wann haben Sie Ihre Frau kennen gelernt?

Was heißt kennen? Wir sind hier geboren und aufgewachsen, als Kind nicht, aber so mit 17 Jahren. Die Jahre nach 1941 mussten wir alle in Deutschland zur Arbeit, ab dem Jahrgang von 1921, 22, 23, 24. Ihr Bruder konnte zu Hause bleiben; ich konnte zu Hause bleiben, weil ich auf der Gemeinde arbeitete. Ausnahmsweise musste man nicht gehen. Wenige waren hier. Die Jungen hatten Gemeinschaft miteinander. Sie könnte sich ebenso gut verheiratet haben mit einem deutschen Soldaten. Das hat es gegeben. Die Liebe ist international.

Frau Vandepitte wirft ein:
Die Mutter war streng. Ich musste zu Hause bleiben.

Wann sind Sie das erste Mal wieder nach Bützow gefahren?

Ich hab eigentlich immer gern mal zurückgewollt. Aber mit der ganzen DDR-Geschichte, das war mir zu schwierig. Ich wusste von einer Frau, die zurück in die DDR wollte, sie hat erst ja gesagt, dann hat sie nein gesagt, viel zu viele Formalitäten. Da habe ich nein gesagt.
Als dann die Wende kam, sofort 1989 habe ich versucht, mit meinem belgischen Pass einzureisen. Da war noch die DDR. Ich hab hier einen guten Freund, der war ein paar Mal in der DDR, der kannte die Prozeduren. Da hab gesagt, ich versuche, den Bürgermeister von Bützow anzurufen. Das ging nicht, dann über Brüssel, das 3. Mal ging es, da war eine Frau am Telefon: „Können Sie mal zum Bürgermeister verbinden. Aus Belgien!“ Dann habe ich ihm das auseinandergesetzt: ich möchte nach Dreibergen.
Ich brauchte eine Adresse eines Hotels und eine Adresse für ein persönliches Visum. Ich durfte die Adresse des Bürgermeisters  benutzen, um ein persönliches Visum zu bekommen. „Können Sie Kontakt aufnehmen mit dem Zuchthaus.“ „Ja.“ Ich habe die Papiere bekommen von der DDR-Botschaft in Brüssel. Damals wussten wir nicht, dass die Grenze frei gegeben würde. Dann habe ich das Zuchthaus angerufen mit Berufung auf den Bürgermeister, um einen Tag für den Besuch festzulegen. Dann hab ich Genehmigung bekommen. Den 29. April sind wir nach Lübeck gefahren. Ich wollte den 1. Mai in Bützow erleben. Die Straße war voll mit Trabanten, die wollten alle nach Lübeck fahren, die Ostdeutschen, 40 Kilometer nur Trabis.
Am 1. Mai sind wir zum Gewerkschaftshause gegangen. Als die merkten, dass wir Ausländer waren, sind viele weggegangen. Mein Freund an angefangen mit ihnen zu reden. Sie haben gefragt: Warum kommen sie? „Ich komme, um das Gefängnis zu besuchen.“ „Da kommen Sie nicht rein, ins Gefängnis. Sie kommen aus Belgien? Sind sie Herr Vandepitte? Ich wusste, dass sie kommen würden. Ich arbeite im Rat der Gemeinde. Ich saß am Telefon.“ Also, man muss Glück haben.

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